Erzgebirge-Saazerland
Das böhmische Erzgebirge erhielt durch den Bergbau nicht nur seinen Namen, sondern auch viele eigenständige kulturelle Traditionen. Im Erzgebirge erstrecken sich, neben landschaftlich einmaligen Höhenzügen und wildromantischen Flusstälern, malerische Ortschaften, die ihren Ursprung in der 800-jährigen Bergbaugeschichte der Region haben. Besonders für Tradition, Einfallsreichtum und Herzlichkeit ist die Region bekannt.
Unzählige alte Bräuche werden von einer Generation zur anderen weitergegeben. So sind zum Beispiel Bergparaden und Mettenschichten noch heute fester Bestandteil der Winter- und Weihnachtszeit im Erzgebirge.
Wie keine andere Region weltweit wird das Erzgebirge mit der Advents- und Weihnachtszeit in Verbindung gebracht. Die Gründe dafür liegen in der jahrhundertealten Bergbautradition des Gebietes.
In den Gruben des Erzgebirges gingen die Bergleute einer äußerst gefährlichen Arbeit nach. Die beständige Lebensgefahr ließ viele von ihnen besonders fromm werden. Große Verehrung genoss die hl. Barbara, Schutzpatronin der Bergarbeiter. Ihr Namenstag, der 4. Dezember, wurde zu einem bedeutenden Feiertag des Erzgebirges. Bis heute finden die traditionellen erzgebirgischen Bergparaden stets im Advent statt.
Die Lichtsymbolik dieser Zeit hatte für die Bergleute, die oft während des gesamten Winterhalbjahres kein Tageslicht sahen, ganz besondere Bedeutung. Das Weihnachtsfest markierte für sie zugleich die Wintersonnenwende und damit die Rückkehr des Lichtes. Entsprechend feierlich wurde die „Mettenschicht“, die letzte Arbeitsschicht am Heiligen Abend, begangen: An den verkürzten Arbeitstag schlossen sich ein gemeinsames Festessen und der Besuch der Christmette an.
Auch die weltberühmte erzgebirgische Volkskunst steht in Verbindung zum Bergbau, der starken konjunkturellen Schwankungen unterworfen war. Wann immer die Erträge aus der Erzförderung zurückgingen, waren die im Bergbau Beschäftigten auf einen Zusatzverdienst angewiesen. Diesen fanden sie häufig im Spitzenklöppeln und der Kunstschnitzerei – Tätigkeiten, die bevorzugt im Winter ausgeübt wurden, wenn keine landwirtschaftlichen Arbeiten anstanden. Die künstlerischen Erzeugnisse des Erzgebirges wurden so für ihre weihnachtlichen Motive bekannt.
Die Grenze zwischen Böhmen und Sachsen ist in ihrem Verlauf seit über 450 Jahren fast unverändert und zählt damit zu den ältesten noch bestehenden Grenzen Europas. Erstmals festgelegt wurde der Grenzverlauf im Vertrag von Pirna, den Kaiser Karl IV. und die Markgrafen von Meißen im Jahr 1372 schlossen. Zu letzten Korrekturen kam es durch den Vertrag von Eger (1459) und die Wittenberger Kapitulation (1547).
Ihre Stabilität verdankt die böhmisch-sächsische Grenze vielleicht auch der Tatsache, dass sie im Alltag ihrer Anwohner zu vielen Zeiten keine große Rolle spielte. Bis zur Vertreibung der Sudetendeutschen aus ihrer Heimat besaßen böhmisches und sächsisches Erzgebirge viele kulturelle Gemeinsamkeiten. Über die Grenze hinweg wurde gehandelt, gearbeitet und gefeiert.
Von besonderer Bedeutung war dabei der Handel. Als das bis dahin weitgehend unbewohnte Erzgebirge im Hochmittelalter besiedelt wurde, kam es zu einem deutlichen Ausbau des Straßen- und Wegenetzes. Eine dieser Straßen führt von Karlsbad über den bei Sankt Joachimsthal gelegenen Wiesenthaler Pass bis nach Leipzig. Auf 1083 Metern über dem Meeresspiegel bildet sie den höchstgelegenen Weg über das Erzgebirge. In den Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg war der Pass dauerhaft gesperrt; im Rahmen eines geeinten Europas ist er heute wieder ohne Einschränkungen passierbar.
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